Donnerstag, 16. Juli 2015

Wieder im Sattel im Iran

Yazd ist eine Stadt mitten in der Wüste. Um das Leben in der Wüste zu ermöglichen, haben die Bewohner lange unterirdische Wassertunnels (Qanats) von den Bergen in die Stadt gegraben, teilweise bis 90 Kilometer lang. Die alten Häuser verfügen über Windtürme, die den Wind in das Gebäude leiten. Noch heute werden die Gebäude mit einem Verputz aus Lehm und Stroh eingekleidet, um die Hitze draussen zu halten. Das gibt der Stadt das erdbraune Erscheinungsbild, dass für uns so anders aussieht. Wir besuchten am Morgen einen historischen Bestattungsturm, von dem man einen schönen Blick auf die Stadt hatte. Da das Thermometer bereits vor mittag auf über 50 Grad kletterte, warteten wir bis am Abend, bevor wir mit Andreas, einem Schweizer Tourenfahrer, einen Ausflug in die Sanddünen machten. Wir waren völlig fasziniert von den riesigen Dünen und dem feinen Sand, der wie Wasser die Dünen runterfloss.
Von Yazd fuhren wir mit dem Nachtzug und dem Bus zurück nach Abbas Abad, wo unsere leicht verstaubten Räder auf uns warteten. Endlich wieder in Sattel. Die Zeit der warmshower Übernachtungen begann wieder. In Quem Shar durfte Iris mit an eine Damen Versammlung in der Dorfmoschee. Die begann mit dem Pflichtteil, während dem eine Koranleserin vergeblich versuchte, die tratschenden, essenden und smslenden Damen zu übertönen. Dann kam die Kür: Die Damenriege spielte ein Glücksspiel, bei dem Iris als Glücksfee mässig erfolgreich war. Anschliessend verzog sich die Runde in ein privates Haus, wo zu scheppernder Musik getanzt wurde. Das war eine dieser Momente, in denen Iris auffiel, wie lange sie schon kein Bier mehr hatte und wie nötig gerade jetzt eines gewesen wäre...
Nach einigen Kilometern änderte sich die Landschaft. Die Orte wurden kleiner, die Polizei neugieriger. So wurden wir in einem Park in einem kleinen Örtchen um halb eins in der Nacht von der Polizei aus dem Zelt zitiert. Unsere Velos waren ihnen nicht sicher genug abgeschlossen. Also klopften sie einen Nachbarn aus dem Haus und parkierten unsere Velos in seinem Hof. Besser so. Dass sie während der Aktion das eine oder andere Erinnerungsfoto mit uns schossen, nährte in uns den Verdacht, dass Neugier zu gleichen Teilen wie Besorgnis Auslöser der Aktion war.
Dann kam der Golestan Nationalpark. Auf einmal fuhren wir mitten im Wald. Das war eine sehr willkommene Abwechslung, denn im Schatten der Bäume war es merklich kühler. Wir fanden ein Plätzchen zum Campieren. Drei Iraner auf der Durchreise waren ebenfalls dort. Als sie kapierten, dass wir hier übernachten wollten, boten sie an zu bleiben, um uns zu beschützen. Wir brachten sie nicht dazu, wie geplant weiterzufahren. Die Wildschweine, die in der Nacht kamen, schafften das spielend. Die Herren weckten uns, meinten entschuldigend, es sei zu gefährlich und weg waren sie. Wir blieben. Da wir schon den ganzen Tag Wildschweine gesehen hatten, die sich ohne Scheu den Menschen näherten, waren wir nicht ganz so nervös, als sie schmatzend und grunzend die Abfälle neben unserem Zelt vertilgten, waren aber doch erleichtert, als sie weiterzogen.
Da wir von verschiedenen Leuten gehört hatten, dass das turkmenische Konsulat in Mashad eine ordentliche Ablehnquote und auch ab und an eine kleine Verspätung aufweist, beschleunigten wir die Fahrt nach Mashhad etwas. So sind wir nun bereits den zweiten Tag in einem Hotel und schauen auf einen speditiven Tag zurück. Wir haben das turkmenische Visum, Iris' Velo ist beim Mechaniker, um endlich die hintere Nabe zu ersetzen, die seit ca. 3000 km immer wieder mal Probleme macht und wir haben die Schlüsselstelle geplant, den Transit durch Turkmenistan. Nun haben wir noch vier Tage "Ferien", bevor wir uns auf den Ritt durch die turkmenische Wüste machen. Oder anders gesagt: In sieben Tagen trinken wir wieder mal ein Bier.


Moschee in Yazd

Ausflug in die Sanddünen 

Ruinen bei Yazd 


Gut geladen 

In Golestan Park 


Sie wissen wohl, dass sie hier nicht auf dem Teller landen


Abendessen in Abbas Abad 

Girls night out in der Moschee






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