Samstag, 10. Oktober 2015

Warmduscher

Wir sind in Bischkek mitten in einer andern Welt. WCs mit Wasserspühlung, Kreuzungen mit Fussgängerampeln und Strassen ohne Kühe und Schafe. Hier geniessen wir die Annehmlichkeiten einer grossen Stadt und bereiten den letzten Abschnitt von München nach Zürich vor. Auf dem Weg hierhin fuhren wir vom Sommer in den Winter und zurück.

Ab Osh wurde es merklich wärmer. Am Toktogul Stausee zogen wir doch tatsächlich am 177. Tag unserer Tour zum ersten mal die Badehosen an und sprangen in den See. Nach Toktogul stieg die Strasse auf 50 km über 2000 Höhenmeter an - mit entsprechender Wirkung auf die Temperatur. Wir campierten kurz vor dem Pass auf über 2600 müM. Als wir am Morgen den Reissverschluss vom Zelt öffneten, rieselten Eisflöckchen vom Zelt. In diesem Moment wurden wir zu Warmduschern. Wir entschieden uns, nicht mit dem Velo zum Song Kul See hochzufahren, da dieser über 3000 müM liegt und der Weg dorthin mind. drei weitere eiskalte Campingnächte bedeutet hätte. Wir sollten es nicht bereuen...

Stattdessen durchquerten wir das Suusamyr Tal. Dieses bot alles, was unsere Herzen begehrten: schönste Herbstfarben, Sicht auf schneebedeckte Berge, menschenleere Abschnitte, unterbrochen durch gelegentliche Dörfer mit Homestays mit warmen Duschen. Zwischendurch überholte uns mal ein Lada oder Niva1600, zwischendurch überholten wir diese Gefährte. Zum Beispiel dann, wenn sie am Strassenrand standen und ihre Besitzer sich Zeit für ein spontanes Vodkaründchen nahmen, oder wenn ein Dampf speihender Niva1600 die Steigung schlicht verweigerte. Unseren Feldbeobachtungen nach verbraucht ein typischer kirgisischer Wagen auf 100 km 10 Liter Benzin, 12 Liter Kühlwasser und mind. einen Liter Vodka.

In Kochkor fanden wir tatsächlich noch ein Office, das eine Fahrt mit einer Übernachtung in einer Jurte am Song Kul organisieren konnte. Auf dem Hinweg legten wir beim Viehmarkt einen Zwischenstop ein. Dort konnten wir das Auswahlverfahren beim Viehkauf beobachten: Tier gründlich kneten (bei Schafen mit Schwerpunkt Gesäss), dann ein prüfender Blick ins Maul. Passt alles, wird der Deal mit Handschlag besiegelt und das Tier abgeführt.

Auf dem Weg über den Pass Richtung Song Kul kamen wir bald in den Schnee. Dann in tieferen Schnee, dann schlitterten wir seitwärts und standen schliesslich. Der Fahrer hatte zum Glück Schneeketten dabei.  Damit schafften wir es in Schritttempo über den Pass zum See. Dort wärmten wir uns in der Jurte, spazierten etwas dem See entlang, gingen zurück in die warme Jurte und fanden unsere Entscheidung, nicht mit dem Velo hierher zu kommen saugut.

Am nächsten Tag schlitterten wir nach dem Frühstück über den gleichen Pass zurück. Der Fahrer organisierte vor dem Losfahren noch eine Schaufel und meinte "Problem, Problem". Über Nacht hatte es nochmals geschneit. Während der Fahrt lachte er zwischendurch gequält und meinte bei jedem Rutscher "extreme, extreme!". Wir waren erleichtert, als wir unter der Schneegrenze ankamen. Er auch.

Noch am gleichen Tag fuhren wir wieder auf unseren eigenen Gefährten weiter Richtung Bischkek. In den nächsten vier Tagen bis Bischkek gaben wir laufend Höhenmeter ab und tauschten sie gegen ein paar Grad Celsius ein. In Bischkek genossen wir nochmals Temperaturen um die 30 Grad. Wohl zum letzten Mal für eine ganze Weile.


Guetzli Paradies am Bazaar 

Unser Lieblingsbrot

Kilos anessen in Osh 

Sonnenuntergang am Toktogul See 

Heute keine Chilbi...

Kaltes Erwachen

Pferd und Reiter 

Schneeberge im Suusamyr Tal 

Herbstfarben

Eine der zahlreichen Friedhof-Städte

Ziegen-Ersatzteillager

Chay

Happy day?





Wer hat das schönste Hinterteil?

Wintereinbruch

Zum Glück standen die Jurten am Song Kul noch... 

teilweise...

Man hilft wo man kann.

Yaks 

Wunderschöner Herbsttag am Issyk-Kul

Anstossen auf 10 000 km

Ankunft in Bischkek





2 Kommentare:

  1. hallo ihr lieben,
    gaaaaaaanz herzliche gratulation zur ankunft in bishkek!!wow wieder tolle bilder und ein lustiger bericht!wir denken oft an euch,war einfach toll gemeinsam zu velölen!wir sind nun bei den tibetern angekommen.....die landschaft ist wunderschön,freuen uns aber auch auf etwas wärmere temperaturen.....bis hoffentlich bald und geniesst ein schnitzel-pommes auf dem weg nach zürich für uns....herzlichst d velöler marianne und tom

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo ihr zwei! Danke für den Kommentar. Wir denken auch oft an euch. Und wir haben sich viel von euch gelernt. So radeln wir nur noch mit einer Flasche Cognac im Gepäck ;-) Wir werden zu Hause sicher weiterhin http://2veloeler.blogspot.com besuchen und in Tagträumen mit euch mitreisen...

      Cheers

      Löschen